KANU SLALOM: Leitner: „Kann es noch immer nicht glauben“
89,52 Sekunden, die die Welt bedeuten. Zumindest für Mario Leitner, der sich bei der Europameisterschaft im slowenischen Tacen in eben dieser Zeit mit einem Traumlauf zum Vizeeuropameister kürte. „Die Performance war gut, dass sie mit einer Medaille belohnt wurde, ist umso schöner“, verrät der Kärntner.
Dabei waren die Bedingungen vor Ort alles andere als optimal. Wechselnde Witterungsbedingungen und Hochwasser-Gefahr stellten die rot-weiß-roten Kanut:innen nicht nur vor körperliche, sondern auch vor mentale Herausforderungen. Der Vorlauf sollte – wortwörtlich – ins Wasser fallen. „Man muss in solchen Situationen flexibel bleiben, ich war aber auf alles vorbereitet und bin ruhig geblieben. Der erste Lauf war ein Kampf, die Tore sind im Laufe des Rennens quasi versunken – das machte es schwer fehlerfrei zu bleiben. Mit nur einem Fahrfehler ist mir das aber durchaus gut gelungen.“
Und dann kam das Finale. Der Wasserstand regulierte sich und Leitner wusste sofort: „Jetzt ist alles möglich“. Und er ließ seinen Gedanken Taten folgen. Kein einziger Fehler und eine Top-Zeit ließen ihn im Ziel aufatmen: „Nach der verpassten Olympia-Qualifikation war das schon ein Befreiungsschlag, dass es am Ende für eine Medaille reichte, habe ich mir nicht gedacht. Es waren noch viele Top-Paddler am Start, die haben ihre Zeit aber nicht über den Kurs gebracht. Ich kann das alles noch immer nicht so richtig glauben! Ich bin stolz auf meine Leistung und froh über die Arbeit, die ich in den letzten Jahren kontinuierlich investiert habe“, erklärt er.
„Überglücklich im Ziel“
Die Erfolgsgeschichte sollte mit Silber aber noch nicht zu Ende sein. Gemeinsam mit Olympiavierten Felix Oschmautz und dem erst 18-jährigen Moritz Kremslehner ging es anschließend noch in den Teambewerb. „Nach den Einzelrennen mussten wir uns schnell auf den Teambewerb einstellen. Gemeinsam mit unserem Trainer Helmut Oblinger haben wir uns eine gute Taktik zurechtgelegt – und die ist voll aufgegangen! Wir waren schon öfter nahe an einer Medaille dran. Dass es diesmal geklappt hat, liegt vor allem an Moritz, der voll mit Felix und mir mitgehalten hat. Am Ende standen wir alle gemeinsam überglücklich im Ziel und durften über unsere erste EM-Medaille in einem Teambewerb jubeln.“
Paris-Traum lebt
Der Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris ist für Leitner noch nicht gestorben. Im Cross-Bewerb gibt es noch drei Quotenplätze, die nächste Chance zur Qualifikation dafür gibt es bereits bei der nächsten Weltcup-Station in Prag (6. bis 9. Juni): „Es wird ein harter Kampf werden – aber die Chance ist da und ich gebe nicht auf!“
Mit zwei Silbermedaillen im Gepäck dürfte es an der Motivation jedenfalls nicht mangeln: „Meine Leistungskurve ist in den letzten Wochen steil nach oben gegangen, ich will noch mehr Medaillen einfahren!“
Foto: ÖOC / Michael Meindl