Letztes Training auf heimischem Gewässer: Kanu-Asse topmotiviert nach Paris

Letztes Training auf heimischem Gewässer: Kanu-Asse topmotiviert nach Paris

„Wasser marsch“ hieß es am Freitag ein vorerst letztes Mal in der Vienna Watersports Arena auf der Donauinsel! Genau 29 Tage vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris stand für die OKV-Wildwasser-Asse Felix Oschmautz und Corinna Kuhnle das letzte Training „auf heimischem Gewässer“ auf dem Programm, bevor es am Sonntag zum finalen Trainingslager nach Paris geht. Beim anschließenden Medientermin berichteten das Duo sowie die vom Österreichischen Kanuverband (OKV) und dem Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC) unterstützte Flachwasser-Kanutin Saman Soltani (IOC Refugee Olympic Team) über die letzten Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele.


Vor den Olympischen Spielen Tokio 2021 holte Felix Oschmautz seine erste Weltcup-Medaille. Vor wenigen Wochen gewann der Kärntner in Augsburg nun sein erstes Weltcup-Rennen. „Ich glaube, das ist ein gutes Omen. Die Richtung stimmt auf jeden Fall, ich bin aktuell in sehr guter Form“, lacht der 24-Jährige. Der undankbare vierte Platz von Tokio, auf den er noch vor einigen Jahren häufig angesprochen wurde, ist kaum noch ein Thema. „Seither habe ich bei Europameisterschaften und im Weltcup viele Medaillen gesammelt – und vor allem viel Erfahrung“, unterstreicht der Silbermedaillengewinner der Europaspiele 2023 und der EM-Bronzene von 2022.

Oschmautz‘ drittes Boot


Dass er auch bei den Olympischen Spielen in Paris mit den Besten mitfahren kann, steht außer Frage – auch für Oschmautz selbst. „Ich will möglichst nahe an meine Bestleistung herankommen, dann ist alles drinnen.“ Trainiert hat das OKV-Ass am Freitag mit dem „dritten“ Boot. „Meine beiden Lieblingsboote sind schon in Paris“, erklärt Oschmautz, der schon einige Trainingslager auf der Olympia-Strecke hinter sich hat. „Wir fliegen jetzt noch ein letztes Mal hin. Die Strecke taugt mir.“

Kuhnles dritte Olympia-Reise


Gefallen an der Strecke hat auch Corinna Kuhle gefunden. Die routinierte 36-Jährige gibt ihr Olympia-Comeback just auf der Strecke, auf der sie im Vorjahr die interne Olympia-Qualifikation mit einem zweiten Platz beim Weltcup-Rennen vorentschied – und ihre Karriere verlängerte. „Wenn ich an Paris denke, dann habe ich Gänsehaut! Nach acht Jahren „olympischer Pause“ wieder dabei zu sein, ist sehr besonders für mich. Vor den European Games 2023 wollte ich mein Boot schon an den Nagel hängen – jetzt bin ich überglücklich, es damals nicht getan zu haben“, sagt die zweimalige Weltmeisterin (2010, 2011). In Paris startet „Conni“ in ihre dritten Spiele (2012, 2016). „Meine erste Teilnahme an Olympischen Spielen in London 2012 war überwältigend – die Rückkehr der größten Sportveranstaltung nach Europa ist auch für uns Athlet:innen sehr schön. Tokio habe ich nur vorm Fernseher erlebt. Ich bin froh, dieses mal wieder ins Geschehen eingreifen zu können. Mir taugt die Strecke, Olympische Spiele schreiben eigene Gesetze, es ist alles drinnen.“

Flugreise mit dem Boot

Direkt nach dem Medientermin packten die Kanu-Asse ihre Sachen. Am Sonntag geht’s mit dem Flieger – und jeder Menge Equipment – in die Olympia-Stadt. Flugreisen mit dem Boot sorgen gerne für Sorgenfalten. Dank des ÖOC Travel-Support powered by Austrian Airlines haben die Athlet:innen aber ein paar Sorgen weniger. „Unsere Boote sind aus Carbon und haben Überlänge – Flugreisen damit sind unter normalen Umständen kompliziert – man kann sich einfach nicht sicher sein, ob alles heil ankommt. Dank des ÖOC-Travel Supports ist das anders, wir sind die vergangenen drei Jahre sehr komfortabel zwischen Paris und Wien gereist – ich fühle mich schon ein bisschen wie ein Pendler“, witzelt Oschmautz, der mittlerweile die Flugzeiten auswendig kennt.

Kitschiges Ende einer Traumreise

Apropos Reise. Eine – metaphorisch gesprochen – äußerst lange Reise liegt auch hinter Saman Soltani. Die 28-jährige hatte dem Leistungssport schon abgeschworen, als sie aus Angst um ihr Leben ihre Heimat verlassen musste. Nun startet die Flachwasser-Kanutin als Teil des IOC Refugee Olympic Teams erstmals bei Olympischen Spielen. „Ich habe schon tausend Mal davon geträumt, bei Olympischen Spielen am Start zu stehen – jetzt wird dieser Traum wahr“, sagt die gebürtige Iranerin. Am 2. Mai erfuhr Soltani in einem Videocall mit IOC-Präsident Thomas Bach von ihrer Nominierung. „Ich war überglücklich, bin in meiner Wohnung auf und ab gesprungen und konnte mein Glück nicht fassen.“
Die Entscheidung zum „Comeback“ fällte die Wienerin unweit des OKV-Verbandszentrums auf der Donauinsel. „Der Österreichische Kanuverband hat mich inspiriert, wieder mit dem Kanusport zu beginnen. Nach zwei Jahren Pause bin ich an der Donau gesessen und habe überlegt, wie mein Leben weitergehen soll. Und nur unweit von hier habe ich die Entscheidung getroffen, wieder mit dem Kanusport zu starten. Seither hat sich der Österreichischen Kanuverband gemeinsam mit dem Österreichische Olympische Comité unglaublich gut um mich gekümmert.“

Der Fahrplan bis zur Abreise

ÖOC-Sportdirektor Christoph Sieber gilt als großer Förderer Soltanis und schaute am Freitag – inmitten der finalen Vorbereitungsphase für Paris 2024 – ebenfalls in der Vienna Watersports Arena vorbei. „In einer Woche beginnt der ‚Eventmarathon‘ mit der Nominierungs-Pressekonferenz, der Einkleidung, der Farewell Feier – bei der viele Olympische Held:innen dabei sein werden – und der Vereidigung beim Bundespräsidenten. Nur wenige Tage später geht es für den ersten Teil der ÖOC-Delegation schon nach Paris“, gibt der ehemalige Olympiasieger im Windsurfen Einblicke in eine intensive Zeit. Sieber hat aber immer auch zumindest ein Auge auf Österreichs beste Kanu-Sportler:innen gerichtet. „Der Kanu-Sport ist eine der erfolgreichsten Sportarten in Österreich. Zahlreiche Medaillen bei Großereignissen sprechen eine deutliche Sprache – und ich hoffe, dass unsere Athlet:innen in Paris weiter auf der Erfolgswelle fahren werden.“
Das hofft auch „Gastgeber“ Michael Straganz. Der OKV-Vizepräsident weiß um die Erwartungshaltung gegenüber „seinen“ Athlet:innen. „Uns ist aber vor allem wichtig, dass unsere Sportler:innen den Österreichischen Kanuverband und unser Land mit Fairness, Sportgeist und Integrität vertreten! Gegen eine Medaille hätten wir trotzdem nichts einzuwenden“, scherzt er.
Straganz nutzte die Gelegenheit Sieber, „Chef de Mission“ in Paris, („Wir erhalten jede Unterstützung, die wir brauchen“) und den Medienverterter:innen durch die Vorzeige-Anlage zu führen. „Die Anlage ist technisch sowohl für Slalom als auch Cross auf dem neuesten Stand. Das ist in Österreich einmalig. Auch die Wasserqualität wird von den Sportler:innen geschätzt. Erst vor zwei Tagen hatten wir eine Inspektion – und unser Wasser hat Trinkwasserqualität.“