Paris 2024: „Im Hinterkopf herumgegeistert“
Während viele Sportler:innen schon lange ihr Olympia-Ticket in der Tasche hatten, musste Wildwasser-Kanutin Viktoria Wolffhardt lange auf das „Go“ warten. „Es hat im Vorfeld immer wieder Spekulationen gegeben, dass es noch eine Möglichkeit gibt. Es war nicht leicht für mich. Ich habe versucht mich davon zu distanzieren, mich nicht verrückt zu machen und einer Enttäuschung zu entgehen. Aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, das Thema nicht im Hinterkopf herumgegeistert ist“, verrät Wolffhardt.
Die 30-Jährige saß gerade beim Abendessen, als vor einigen Tagen das Telefon klingelte. Der erste Anruf wurde noch überhört, beim zweiten Versuch fanden die beiden Gesprächspartner:innen dann doch zusammen. Es war Günther Briedl, Präsident des Österreichischen Kanuverbandes, der die frohe Kunde überbrachte. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Startplatz dann doch sehr zügig bestätigt wird. Ich war im ersten Moment sehr sprachlos. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich das realisiert habe. Es fühlt sich einfach richtig gut an. Olympische Spiele sind das Größte für einen Sportler“, verrät die Niederösterreicherin und ergänzt: „In Tokio war coronabedingt alles reduziert und die Tribünen leer. Ich erinnere mich noch gut an meinen zweiten Qualifikationslauf – da sind dieselben Leute an der Strecke gestanden, die auch im Training dort immer stehen. Das war schon sehr speziell und hat sich nicht besonders angefühlt. Daher ist die Vorfreude auf Paris bereits richtig groß. In Singapur war 2010 (Anm.: Wolffhardt gewann bei den Olympischen Jugendspielen Bronze) die Atmosphäre richtig top, so stelle ich mir das jetzt auch auf der großen Bühne vor“, verrät die 30-Jährige, die im Canadier-Einer und im Kajak-Cross in Vaires-sur-Marne stehen wird.
Seit knapp drei Jahren freunden sich Österreichs Wildwasser-Asse bei einer Vielzahl an Trainingslagern mit der Olympia-Strecke in Paris an und haben sich mittlerweile ein gutes Gefühl geholt, fühlen sich an der Wildwasseranlage fast schon heimisch und wohl. „Die Strecke ist per se sehr schwer. Es ist nicht das große Wildwasser, aber sie hat sehr viele Tücken. Wir müssen bis zum Ende richtig pushen. Ich bin überzeugt, dass es dann einen richtig coolen Kurs geben wird. Ich glaube in Paris nicht an ein Wunder, daher will ich mich auch bzgl. einer Platzierung nicht festlegen. Ich will einfach besser fahren als die letzten Wochen, dann wird das schon.“ Der Wildwasserkanal wird in Frankreich gut besucht werden. Ein Fakt, der bei Wolffhardt auch gut ankommt. „Wir haben normalerweise nicht den Luxus, dass wir vor einer gefüllten Anlage fahren können. Das gibt es maximal in Prag, wo viele Leute zusehen. Ich bin gespannt, wie ich darauf reagiere und ob ich dann vielleicht nervöser werde.“
Jetzt bliebt nur noch die Frage: lieber C1 oder Kajak-Cross: „Auf den C1 freue ich mich am meisten. Im Kajak-Cross muss man im Idealfall die Konkurrentinnen hinausschießen. Da tue ich mir etwas schwerer, es entspricht einfach nicht meinem Naturell. Aber wenn man im Modus ist, ist es nur eine Kopfsache. Dann geht das schon. Ich werde mir eine gute Taktik zurecht leben.“
Foto: ÖOC/Michael Meindl