Was im Jahr 2016 mit einem „Plastikboot“ und als Hobby begonnen hat, ist für Manfred Pallinger längst mehr als das geworden. Aus Eigeninitiative besorgte sich der heute 31-Jährige damals ein Boot und fand seinen Weg in den Linzer Winterhafen. Dort traf er auf den ehemaligen OKV-Nationaltrainer Vasile Lehaci und fragte: „Ich habe das Boot jetzt, kannst du mir zeigen, wie ich damit schnell werde?“ Die Tipps dürften schnell Früchte getragen haben und der Weg ging steil bergauf. Beim European Olympic Qualifier im ungarischen Szeged kämpft der Niederösterreicher am kommenden Donnerstag (10:11 Uhr) nun um sein Olympia-Ticket im Canadier (C1) über 1.000 Meter.
Die zwei bestplatzierten Europäer lösen in Ungarn ihr Ticket für die Olympischen Spiele in Paris 2024, Druck will er sich aber noch keinen machen: „Ich versuche noch nicht zu viel ans Event zu denken, um die Spannung in Grenzen zu halten. Wenn der Moment dann gekommen ist, werde ich Ruhe bewahren und mich darauf fokussieren, was ich kann. Ich freue mich jedenfalls zu sehen, was dort möglich sein wird“, meint Pallinger.
Ein Top-2-Platz ist nicht außer Reichweite, die Konkurrenz schläft aber nicht: „Es wird hart werden. Einige Top-Athleten aus anderen Nationen sind noch nicht qualifiziert und kämpfen dort mit mir um das Ticket. Aber wer weiß, bei der Weltmeisterschaft war ich auch nicht so weit von den Top-Plätzen entfernt. Das erste Ziel ist natürlich ins Finale zu kommen – und dort kann dann alles passieren.“
Und wer Pallinger fragt, wie er es in einem möglichen Finale anlegen würde, wird folgende Antwort bekommen: „Da habe ich nichts zu verlieren, die Devise lautet also volles Risiko!“
„Der große Traum“
Sollte die rot-weiß-rote Sensation in Szeged gelingen, so ginge für Pallinger ein sehnlicher Wunsch in Erfüllung: „Es wäre der ganz große Traum, der in Erfüllung geht. Ich glaube, alle Sportler:innen träumen davon, irgendwann bei den Olympischen Spielen an den Start gehen zu können. Vorstellen kann ich mir das noch nicht, in Worte fassen sowieso nicht“, erklärt der 31-Jährige.
Die Form stimmt und der Optimismus ist deutlich zu spüren: „Ich blicke auf die beste Saisonvorbereitung meiner Karriere zurück. Ich bin schon aus dem Wintertraining mit einer guten Form ins Trainingslager nach Belek gekommen, konnte dann bei mir zu Hause und im Oster-Trainingslager in Ottensheim weiter darauf aufbauen. Während der letzten Monate blieb ich verletzungs- und krankheitsfrei – das stimmt mich zuversichtlich.“
Apropos Wintertraining: Auch dort setzte Pallinger in diesem Jahr neue Akzente – und zwar beim Para-Skifahren auf einem sogenannten Mono-Ski. „Das hat mich schon immer gereizt und dann dachte ich mir, ich probiere es einfach einmal aus. Und wenn man nicht stürzt, ist es wirklich lustig“, scherzt der Niederösterreicher. Ansonsten sei die Vorbereitung auf die Saison Business as usual gewesen: „Die Trainingsinhalte haben sich nicht sonderlich von jenen der letzten Jahre unterschieden. In den letzten Wochen bin ich die 1.000-Meter-Distanz aber mit angezogener Handbremse gefahren und habe mich voll auf die Taktik über die Renndistanz eingestellt.“
Acht Jahre nachdem Pallinger den Weg nach Linz in den Winterhafen fand, wird er am Tag der Wahrheit die Handbremse endgültig lösen, um sich seinen großen Traum von der Olympia-Qualifikation zu erfüllen.