OLYMPIC GAMES PARIS 2024: TIMON MAURER NACH DEM ÖOC-TRAININGSLAGERS IN BELEK (TUR) IM EXKLUSIVGESPRÄCH

OLYMPIC GAMES PARIS 2024: TIMON MAURER NACH DEM ÖOC-TRAININGSLAGERS IN BELEK (TUR) IM EXKLUSIVGESPRÄCH

Mit dem offiziellen Trainingslager des Österreichischen Olympischen Comités im türkischen Belek, das ebenfalls das dreitägige Kick-off-Event in Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris 2024 beinhaltet hat, wurde Anfang November der Countdown eingeleitet. Neben dem Olympia-Vierten von Tokio, Wildwasser-Kanute Felix Oschmautz, war auch Kajak-Fahrer Timon Maurer mittendrin statt nur dabei. Der 23-jährige Niederösterreicher nutzte neben zahlreichen Workshops und Vorträgen die zwei Wochen bei perfekten Bedingungen umfänglich aus und absolvierte einen intensiven Trainingsblock.

„Es war ein richtig cooles Trainingslager. Unsere Strecke war in unmittelbarer Nähe zum Hotel und wir haben perfekte Bedingungen vorgefunden. Parallel zum Meer gab es einen kleinen Fluss, wo wir fast alleine unsere Einheiten abspulen konnten. Es war genug Platz, sodass mein Trainer Daniel (Anm.: Lipcsei) mich mit dem Motorboot immer begleiten konnte. Das hat den ganzen Prozess und die Analyse vereinfacht“, berichtet Maurer und ergänzt mit einem Schmunzler: „Wir haben sehr viele Sprints gemacht, das hat sich richtig gut angefühlt. Auf der Strecke waren einige Brücken. Ungefähr in der Mitte war eine ziemlich nieder, da musste ich mich beim Intervalltraining immer etwas kleiner machen, damit ich gut durchgekommen bin. Das hat dann für die letzten knapp 10 Sekunden den Rhythmus etwas gebrochen. Aber es soll schlimmere Sachen geben, wir haben es entspannt gesehen und pro Tag zwei tolle Trainings bei angenehmen Temperaturen abgehalten.“
 

Olympiaqualifikation mit einem kleinen Fragezeichen

Auch wenn es aufgrund des dichten Zeitplanes nicht mit einer aktiven Teilnahme am „Train with Champions“ gereicht hat, ist der sportartübergreifende Austausch in keinster Weise zu kurz gekommen. „Nachdem ich der einzige Flachwasser-Kajakfahrer war, habe ich natürlich geschaut, dass ich bei anderen Sportarten Anschluss finde und ins Gespräch komme. Es war sehr spannend und aus den unterschiedlichen Ansätzen – egal ob es um Wettkampfvorbereitung oder Trainingsmethoden geht – kann man persönlich viel mitnehmen. Ich habe diese Zusammenkünfte sehr genossen, zumal ja die österreichische Elite vieler olympischer Sportarten da war. Ich konnte bei den Europaspielen im Sommer schon tolle Eindrücke sammeln, aber diese zwei Wochen in Belek im Zeichen der fünf Ringe hat das noch einmal übertroffen. Ich habe schon richtig Lust auf Paris“, verrät Maurer, der sich bereits jetzt akribisch auf den European Qualifier, der Anfang Mai 2024 über die Bühne gehen wird, vorbereitet.

Hinter seiner persönlichen „Road to Paris“ steht allerdings noch ein kleines Fragezeichen: „Bei uns gibt es nur zwei Möglichkeiten, sich für Paris zu qualifizieren. Eine war bei der vergangenen Weltmeisterschaft, da habe ich auf Platz 13 geholt. Und dann gibt es noch den genannten Qualifier. Es ist ziemlich eine Rechnerei, weil eigentlich könnte WM-Platz 13 auch schon für die Qualifikation für die Olympischen Spiele gereicht haben. Entweder ich bin schon knapp drinnen oder eben knapp noch nicht. Das macht es nicht immer so leicht, weil es auch mit den Zweisitzern zusammenhängt. Daher will ich nichts dem Zufall überlassen, sondern bereite mich auf das entscheidende Rennen konsequent vor und will dort abliefern“, gibt der 23-Jährige, der per Zufall zum Kajak-Sport gekommen ist und sich dort „gut aufgehoben fühlt“ einen kleinen Einblick.
 

Beliebtheitsskala der Olympia-Strecke

Die Olympiastrecke für das Rennen über 1.000 m kennt Maurer bereits. Unmittelbar nach der Weltmeisterschaft stand dort ein Weltcup auf dem Programm. Für des heimische Kajak-Ass eine Strecke, die sich auf der Beliebtheitsskala wohl im Mittelfeld einpendelt: „Wir waren schon eine Woche dort. Es ist ein großräumiges Areal, das sehr Seitenwind-anfällig ist. Es ist keine schlechte Strecke, aber auch keine richtig gute. Wir haben dort, bei erfolgreicher Qualifikation, keine Trainingslager mehr geplant. Uns reichen da immer zwei bis drei Tage, bis man sich wieder an das Wasser gewöhnt. Das Wasser ähnelt jenem der Donau sehr, daher können wir mit den Gegebenheiten gut umgehen. Es ist eine Standardstrecke, die weder besonders schnell noch besonders langsam ein wird“, erklärt der Niederösterreicher, der sich sämtliche Abläufe in den nächsten Wochen auf der Olympiastrecke über 1.000 m ebenfalls und „ohne nachdenken zu müssen“ verinnerlichen möchte.
 

Neues Boot als mögliches Ass im Ärmel

Damit die Qualifikation wie geplant von statten geht, überlässt Maurer nichts dem Zufall. Aktuell befindet er sich erstmals in Portugal, um bei seiner Bootsfirma Nelo das perfekte Sportgerät herauszutesten. „Mein Boot fahre ich seit zwei Jahren und bin sehr zufrieden damit. Ich habe aber noch nie geschaut, ob es von diesem Boot eine bessere Version gibt. Da man nicht leicht zu so vielen Booten, die sich um Nuancen entscheiden, kommt, war das nie ein Thema. Wir kämpfen in unserem Sport ja von Meter zu Meter gegeneinander und der Mix aus Ausdauer, Kraft und guter Technik machen es aus. Ich hoffe, auf einen guten Test und wer weiß, vielleicht finde ich ja das perfekte Boot für mich – damit ich in den entscheidenden Momenten sozusagen ein Ass im Ärmel habe“, findet Maurer schöne Schlussworte.
 

Foto: ÖOC/GEPA Pictures