KANU RENNSPORT: Soltani fix im IOC Refugee Olympic Team für Paris 2024
Wenige Tage, bevor es beim European Olympic Qualifier (8./9. Mai) im ungarischen Szeged für die Flachwasserathlet:innen um die letzten Tickets für die Olympischen Spiele in Paris geht, ist am Donnerstagnachmittag bereits eine wichtige Entscheidung gefallen. Die aus dem Iran stammende Athletin Saman Soltani, die seit einigen Monaten beim Österreichischen Kanuverband (OKV) angedockt ist, wird Teil des IOC Refugee Olympic Teams sein und somit an den Olympischen Spielen in Paris 2024 teilnehmen. Insgesamt wurden 36 Athlet:innen aus elf Nationen nominiert.
Saman Soltani lebt mittlerweile in Österreich, weil sie in ihrer Heimat um ihr Leben fürchten musste. Doch die Iranerin hatte einen großen Traum – nämlich am größten Sportereignis der Welt, den Olympischen Spielen, teilzunehmen. Und dieser Traum geht für die 27-Jährige bald in Erfüllung. Am Donnerstagnachmittag bekam die Kanutin in einem Online-Meeting vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die erfreuliche Botschaft überbracht, dass sie in Paris 2024 startberechtigt und somit Teil des IOC Refugee Olympic Teams sein wird. „Die letzten Stunden waren fast nicht auszuhalten, ich war richtig nervös und angespannt. Als mein Name vorgelesen wurde, und ich gesehen habe, dass ich wirklich dabei sein werde, sind mir viele Steine von den Schultern gefallen. Ich kann das Gefühl gerade gar nicht richtig beschreiben, ich bin einfach erleichtert und einfach nur glücklich. Ich bin so froh und unendlich dankbar, dass ich es wirklich geschafft habe und diese Chance bekomme. Meine Eltern haben sich am Telefon so unglaublich mit mir mitgefreut und geweint – das geht einem wirklich sehr nahe“, zeigt sich Soltani emotional.
Den Olympia-Wettkampftermin im August hat sich 27-Jährigte schon dick in ihrem Kalender angestrichen. In den kommenden Monaten wird alles der Mission Paris 2024 untergeordnet. „Jetzt ist mein Traum zum Greifen nahe, ich liebe diesen Sport in all seinen Facetten. Ich werde in den nächsten Wochen noch härter trainieren und zeigen, dass ich zu Recht ins Team gehöre. Es wird intensiv, aber ich bin bereit, meinen Weg mit meiner ganzen Kraft fortzusetzen sowie mich den kommenden Herausforderungen zu stellen. Aber noch wichtiger ist, dass ich die Menschen mit meinem Weg motivieren möchte. Wenn ich sehe, wie sie sich jetzt alle mit mir mitfreuen, ist das eine unfassbar schöne Erfahrung. Diese Freude und das Gefühl des Glücks möchte ich ihnen zurückgeben“, freut sich die Flachwasser-Athletin. Das IOC Refugee Olympic Team wird in Paris von Chef de Mission, Masomah Ali Zada (AZE), geleitet. Die 28-Jährige war in Tokio als Radrennfahrerin selbst Mitglied des IOC Refugee Olympic Teams.
„Gemeinsam“ als wichtiges Schlagwort
Österreichs Athlet:innen arbeiten zwar individuell für sich, aber das Miteinander wird beim Österreichischen Kanuverband großgeschrieben. „Der Österreichische Kanuverband hat mir ein sportliches Zuhause gegeben, meine Trainer und Teamkolleginnen und -kollegen haben mir immer gut zugesprochen und mir Halt gegeben. Wolfgang Höchtl hatte für mich da einen sehr großen Anteil. Er war mein erster Kontakt und eine wichtige Schlüsselfigur. Auch auf Günther Briedl (Anm.: OKV-Präsident) war immer Verlass. Und auch das Österreichische Olympische Comité hat mir wieder Hoffnung gegeben. Christoph Sieber (Anm.: Leiter Sport im ÖOC) hat Kontakt mit mir aufgenommen und sich seither für mich eingesetzt. Dafür werde ich ihnen dankbar sein!“, verrät Soltani.
Die Freude über die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist aber nicht nur bei der Athletin selbst groß, auch OKV-Präsident Günther Briedl zeigt sich mehr als erfreut: „Eine richtig coole Geschichte, dass sich Saman nun auf der olympischen Bühne der Öffentlichkeit präsentieren kann. Das lange Warten und das harte Training machen sich nun bezahlt. Wir haben sie vor vielen Monaten bei uns im Verband aufgenommen, sie tatkräftig unterstützt und bei ihren Trainingsmaßnahmen begleitet. Ich bin froh, dass das jetzt weitergeht und mit Paris 2024 ein absolutes Highlight auf sie wartet.“
Weltcup-Start in Szeged
Soltani startet in der kommenden Woche beim ersten Weltcup in Szeged (10.–12. Mai) nicht nur offiziell in die Saison, sondern es beginnt für die Kanutin somit auch die intensive Vorbereitungsphase auf die Olympischen Spiele in Paris 2024. Die 27-Jährige reist am 8. Mai nach Ungarn und wird über 500 und 1.000 Meter an den Start gehen. Doch bevor es für die aus dem Iran stammende Athletin selbst ans Eingemachte geht, wird sie als Fan das rot-weiß-rote Quartett beim European Olympic Qualifier unterstützen: „Am Anfang werde ich beim Qualifier mitfiebern und meinen Teamkollegen (Anm.: Ana-Roxana und Adriana Lehaci, Timon Maurer und Manfred Pallinger) die Daumen drücken. Ich hoffe, dass sie sich ein Olympia-Ticket erkämpfen können. Ich freue mich schon auf meinen Start in Szeged. Es wartet eine spannende Zeit auf mich“, sagt Soltani.
Foto: Jürgen Knoth