KANU RENNSPORT: Wichtige Standortbestimmung

KANU RENNSPORT: Wichtige Standortbestimmung

Für Timon Maurer, Saman Soltani und die Lehaci-Schwestern Ana Roxana und Adriana geht eine lange Wintervorbereitung langsam, aber doch zu Ende. Am kommenden Wochenende (6./7. April) wartet auf das Quartett in Mailand (ITA) das erste Rennen der Saison 2024. Für die Flachwasserathlet:innen ist es über 500 und 1.000 Meter nicht nur eine erste wichtige Standortbestimmung, sondern auch der Startschuss für die finale Vorbereitungsphase auf den entscheidenden Olympic-Qualifier Anfang Mai in Szeged (HUN). Darüber hinaus geht es in Italien um die Erfüllung der internen Qualifikationsrichtlinien für die bevorstehenden Weltcups.

„Am Ende des letzten Jahres waren wir mit Timons Entwicklung nach dem Portugal-Trip sehr optimistisch, dann haben sich ein paar kleinere Fehler eingeschlichen und das gute Gefühl ging zu Teilen verloren. Wir haben nun viele Dinge probiert und sind jetzt wieder auf einem guten Weg. Eigentlich hätte dieser Prozess nach dem Sevilla-Camp abgeschlossen sein sollen. Wir haben bis Anfang Mai noch eine große Aufgabe vor uns, aber ich bin optimistisch, dass wir das rechtzeitig hinbekommen“, erklärt Coach Daniel Lipcsei.

Maurer hat in seiner Vorbereitung neue Akzente gesetzt. Im Februar absolvierte der Niederösterreicher erstmals einen dreiwöchigen Trainingsblock in Roodeplaat Dam (ZAF), ehe es nach einem kurzen Aufenthalt in der Heimat nach Sevilla (ESP) ging. Dort nahm der 23-Jährige erstmals sein neues Boot unter seine Fittiche. „Mit dem neuen Boot bin ich zufrieden – die verbesserte Sitzposition erleichtert vieles. In Mailand werde ich die beiden Rennen schon mit meinem neuen Boot bestreiten, auch wenn der ganze Umstellungsprozess noch nicht abgeschlossen ist“, berichtet der Niederösterreicher und ergänzt: „In Sevilla habe ich sehr viel alleine trainiert, das war dann zäh. Im Endeffekt habe ich immer nur einen Feedback-Indikator, nämlich die Uhr am Boot. Wenn da einmal etwas nicht korrekt angezeigt wird, fühlt man sich schlechter. Der direkte Vergleich fehlt. Da ist die Gefühlslage, auch wenn die Werte vielleicht noch Luft nach oben haben, oftmals besser. Ich entwickle mich weiter und man ignoriert gewisse Parameter.“

An die Rennen in Mailand hat Maurer gute Erinnerungen. Vor zwei Jahren belegte er über beide Distanzen Rang drei, 2023 holte er sich über 500 Meter den Sieg und legte mit Rang drei über 1.000 Meter nach. „Für mich wird es ein wichtiges Testrennen. Ich will weitere Erfahrungswerte mit dem neuen Boot sammeln. Mein Ziel ist es, im Vergleich zu den letzten Jahren, besser zu sein. Da geht es um die Zeit, um die Platzierung und um das Gefühl. Aktuell bin ich noch auf der Suche nach dem lockeren Fahren und das Verinnerlichen der neuen Abläufe – das macht es am Ende aus. Ich freue mich jedenfalls auf die beiden Wettkämpfe, auch wenn sehr viele gute Athleten am Start stehen werden.“

Schwierige Situation und große Pläne

Neben dem Niederösterreicher wird auch die vom Österreichischen Olympischen Comité unterstützte Iranerin Saman Soltani in Mailand an den Start gehen. Die 27-Jährige trainiert seit Ende letzten Jahres mit dem Österreichischen Kanuverband, hat 2024 noch viel vor und peilt eine Teilnahme mit dem IOC Refugee Team an den Olympischen Spielen in Paris 2024 an. Dank des Refugee-Athlete-Scholarship-Programms der Olympic Refuge Foundation (ORF) können sie ihren Sport auf internationalem Top-Niveau ausüben. „Würde ich es wirklich dorthin schaffen, wäre das nicht nur für mich, sondern für alle, die mich unterstützt haben, für alle Frauen, die den Mut haben, ihren Träumen zu folgen“, gibt Soltani einen Einblick und ergänzt: „Die letzten Tage der Vorbereitung sind für mich leider nicht ganz nach Wunsch verlaufen, ein Infekt mit Fieber hat mich etwas außer Gefecht gesetzt. Trotzdem ist Mailand für mich sehr wichtig, auch wenn die Umstände aktuell nicht die besten sind. Irgendwie bin ich schon richtig aufgeregt, aber ich weiß, dass es sehr schwer werden wird. Gewisse Dinge kann man nicht ändern. Ich werde auf alle Fälle mein Bestes geben.“

Lehaci-Schwestern fassen Olympic-Qualifier ins Auge

Ob die Marschroute des rot-weiß-roten Kanu-Zweiers in Richtung des entscheidenden Qualifiers im Mai stimmt, wollen die Lehaci-Schwestern, die in den letzten Tagen gesundheitlich leicht angeschlagen waren, bei ihrem internationalen Saisonauftakt in Mailand austesten. „Im Großen und Ganzen war unsere Vorbereitung sehr gut. Die Zeiten, die wir in den Trainings abgeliefert haben, waren vielversprechend. Wir freuen uns auf den ersten Wettkampf in Italien und wollen dort ein gutes Rennen zeigen. Als Ziel haben wir das A-Finale und dort einen Top-5-Platz definiert. Die Italienerinnen haben dort ihre Qualifikation für ihre Olympia-Restquotenplätze, daher rechnen wir mit einem starken Teilnehmerinnenfeld. Mit unserer Form sind wir grundsätzlich zufrieden. Es wird ein echtes Kräftemessen“, verrät Ana Roxana Lehaci, die sich in den letzten Tagen, ebenso wie ihre Schwester Adriana, mit einer Verkühlung herumschlagen musste. „In den letzten Wochen haben wir von den längeren Distanzen auf die kürzeren umgestellt und somit die Spritzigkeit in den Bewegungen forciert“, sagt Ana Roxana Lehaci, die nach Rio 2016 und Tokio 2021 die Hoffnung auf ihre dritte Olympia-Teilnahme noch nicht aufgegeben hat. Ihre Schwester Adriana ergänzt: „Der Zweier funktioniert bereits ganz gut, aber wir sind uns noch unsicher, welches Boot wir verwenden werden. Wir sind schon etwas nervös, aber voller Vorfreude. Das gilt für den Auftakt in Mailand wie auch für den Olympia-Qualifier in einem Monat. Ich bin zuversichtlich, dass wir unseren angepeilten Top-5-Platz in Italien schaffen.“

Foto: ÖOC / GEPA Pictures